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Fachbegriffe Verwandtschaft

Page history last edited by PBworks 17 years, 11 months ago

Abstammung od. Deszendenz:

engl.: descent, franz.: filiation (descendance eher selten)

Bezeichnet die Zuordnung von Individuen zu bestimmten Gruppen, Positionen und Rollen aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen. Man unterscheidet traditionell zwischen patrilinearer, matrilinearer und bilateraler Abstammung. Die beiden ersteren werden auch unter unilinearer Abstammung zusammengefasst.

Definition durch Bezugnahme auf eine/n Vorfahren/in. Kulturell anerkannt nur in einigen Gesellschaften. Verbindungen (durch Verwandtschaft mit gemeinsamen/er Ahnen/in) zu der nur eine limitierte Gruppe von Egos Verwandten gehören. Deszendenz-Status ist absolut (d.h. du bist/bist nicht Mitglied einer bst.Gruppe).

 

Affinalität:

Verschwägerung, Verheiratung; affinale Verwandte: Ehemann, Ehefrau, etc.(Personen, mit denen man durch Heirat verbunden ist)

 

affinal = durch Heirat verbunden

 

Akephalie (griechische Vorsilbe a- = ohne / un-, képhalos = Kopf, Haupt) bedeutet die Eigenschaft von Volksstämmen, kein herrschendes Oberhaupt zu haben, sondern allenfalls Respektspersonen (Arnold Gehlen: Institution im Einzelfall). Entscheidungen werden im gemeinsamen Diskurs gefunden. Der Ausdruck wurde in der Ethnologie benutzt, um tribes without rulers zu kategorisieren.

 

Allianztheorie (Levi-Strauss):

Beziehungen zw. Individuen und Gruppen entstehen durch Heiratsbeziehungen

(Gegensatz zur brit. Deszendenztheorie). Durch Heirat werden Allianzen

eingegangen. Heirat wird als Frauentausch zw. zwei Gruppen verstanden, der über

längeren Zeitraum geht und so zu Allianzen zw. Diesen Parteien erzeugt.

 

ambilinear: In ambilinearen Systemen kann Ego entscheiden, über wen die Deszendenz abgeleitet wird (patrilinear oder matrilinear). Ein späteres Wechseln ist aber nicht mehr möglich.

 

bilinear: die Abstammung erfolgt über beide Linien (auch kognatisch genannt)

 

 

Denotative (oder deskriptive) Verwandtschaftstermini:

stehen jeweils für eine Person im Verwandtschaftsgeflecht. Im deutschen

System trifft dies z. B. zu für Mutter, Vater, Bruder, Schwester. (Gegensatz: klassifikatorische Verwandtschaftstermini)

 

Endogamie oder „in-marriage“: Heirat innerhalb einer kulturell festgelegten sozialen Einheit.

 

Exogamie oder „out-marriage“: Ehe muss außerhalb einer kulturell festgelegten sozialen Einheit geschlossen werden.

 

fragmentierte (unvollständige) Familie: z.B. Witwe mit Kind, ohne Partner

 

Hypergamie: meist in patrilinearen Systemen, Frau gehört einer unteren sozialen Schicht an und muss hinaufheiraten (Statuserhöhung der Frau, für Mann aber kein Prestigeverlust).

 

Hypogamie: hier heiratet der Mann hinauf, er kommt also aus niedriger Schicht und heiratet eine Frau aus höherer Schicht, oft in Verbindung mit matrilinearen Gesellschaften. Polygamie (Polygynie, Polyandrie) :

 

Inzesttabu: Je nach Gesellschaft anders gefasst; Gesetz, dass sexuelle Beziehungen zw. nahen Verwandten regelt.

 

Isogamie: Heirat zw. zwei Personen, die den selben Sozialstatus haben, oder des selben Schicht/Kaste angehören.

 

Klan: Klan (von gälisch Clann) ist ein ursprünglich ausschließlich für schottische Familienverbände verwendeter Begriff, der aber inzwischen auch allgemein für einen durch gemeinsame Abstammung verbundenen Nachkommenverband verwendet wird.

Anthropologen bezeichnen kleinere, auf Verwandtschaft beruhende Verbände unterhalb der Organisationsform eines Stammes oder Ethnie als Klan. Im Gegensatz zu den Lineages können Angehörige eines Klans ihren gemeinsamen Ahn meist nicht genau angeben, wohl aber Clan-Heiligtümer, -tiere und -tabus. Ein Klan besteht häufig aus mehreren Lineages.

 

Kinship: Im engeren Sinn: Form der sozialen Beziehung, die man zw. Eltern und Kindern voraussetzt; d.h. die Verwandtschaft beruht auf einer biologischen Beziehung, die von der Gesellschaft definiert wird (Biologie der Reproduktion, Nahrung etc.). Im umfassenderen Sinn: Der Begriff Verwandtschaft schließt auch Personen mit ein, mit denen man durch Heirat verbunden ist. Unterschied zw. Kinship und Dezendenz: Kinship: Definition durch Bezugnahme auf Ego. Auf der ganzen Welt zu finden. Normalerweise bilateral, vom Standpunkt Egos. Kinship-Beziehungen sind bezüglich (d.h. du bist der Sohn/Neffe nur in Beziehung zu einer bst. Person).

 

Klassifikatorische Verwandtschaftstermini: bezeichnen mehrere Personen in einem Verwandtschaftgeflecht. Im deutschen System stehen z. B. Onkel, Tante und Cousin/e für mehrere Personen väterlicher- und mütterlicherseits. Die Unterscheidung geht auf Lewis Henry Morgan zurück.

 

kognatisch: die Abstammung erfolgt über beide Linien

 

Kollaterale Verwandtschaft Beziehung von zwei Personen, die zwar von gemeinsamen

Vorfahren, nicht jedoch voneinander abstammen.

 

konsanguin = biologisch ( über „Blut“) miteinander verbunden

 

 

Kreuzbase (Kreuzvetter)

Cousine, deren Vater der Bruder deiner Mutter ist oder deren Mutter die Schwester

deines Vaters ist (allg.: MuBrTo, MuBrSo, VaSwTo, VaSwSo).

 

Lineage: Eine Lineage ('lɪnɪɪdʒ) (engl. für Abstammung), auch Abstammungsgruppe genannt, ist eine blutsverwandte Gruppe. Angehörige einer Lineage berufen sich auf ihre gemeinsame Abstammung von einem Ahn oder einer Ahnin. Meist bilden mehrere Lineages einen Klan von denen wiederum mehrere zusammen eine Ethnie bilden.

 

Levirat: Im Levirat ist ein Mann verpflichtet/hat das Recht die Witwe seines verstorbenen Bruders zu heiraten bzw. die Witwe ist verpflichtet/hat das Recht den Bruder ihres verstorbenen Mannes zu heiraten

 

Lineare Verwandtschaftsbeziehung = Beziehung zwischen zwei Personen, von denen die eine von der andern abstammt

 

Matrilinearität = die Abstammung erfolgt über die mütterliche Linie

 

Mitgift oder dowry: Frau muss Dinge mit in die Ehe mitbringen (vgl. vorgezogene Erbschaft).

 

Monogame Familie: Monogamie gepaart mit ehelicher Treue.

 

Nuklearfamilie = umfasst Eltern und Geschwister; die erweiterte Familie umfasst darüber hinaus andere Verwandte. Ist in der modernen Gesellschaft die Nuklearfamilie zentral, hatte in vormodernen Gesellschaften oft die erweiterte Familie grössere Bedeutung.

 

Parallelbase (Parallelvetter):

Cousine, deren Vater der Bruder deines Vaters oder deren Mutter die Schwester

deiner Mutter ist (allg.: MuSwTo, MuSwSo, VaBrTo, VaBrSo).

 

patriarchalische Familie: Ehe eines Patriarchen mit mehreren Frauen.

 

Patrilinearität = die Abstammung erfolgt über die väterliche Linie gleichzeitig

 

Polyandrie: gleichzeitig Ehe einer Frau mit mehreren Männern

 

Polygynie: gleichzeitige Ehe eines Mannes mit mehreren Frauen

 

segmentäre Gesellschaft

 

Segmentäre Gesellschaft ist ein von Emile Durkheim geprägter Begriff zur Beschreibung der soziopolitischen Organisationsstruktur indigener Gesellschaften. Diese bestehen aus mehreren tendenziell gleichartigen und gleichrangigen Teilgebieten (Segmenten), die sich weiter in Subsegmente verschiedener Größenordnung untergliedern können (z.B. Ethnien in Phratrien, Phratrien in Klane, Klane in Familien etc.). Es können mehrere gegliederte Strukturen von Gruppen verschiedener Größenordnung (z.B. auf verwandtschaftlicher, lokaler und kultischer Grundlage) nebeneinander bestehen. Dieses Prinzip der Verschachtelung von Segmenten gewährleistet die weitgehende Selbstregulierung von Kooperations- und Konfliktbeziehungen. (ohne die Einschaltung eines permanenten staatlichen "Regulierungszentrums"). Dies ermöglicht die größtmögliche Flexibilität und Dezentralisierung der politischen Organisation.

 

Eines der wichtigsten Werke, das auf die Theorie der segmentären Gesellschaft aufbaut, ist African Political System Edward Evans-Pritchard und M. Fortes. Sie untersuchen vor allem die Lineage-Strukturen, welche die Grundlage für die politische Struktur darstellen. Sie betonen die Gleichheit der Segmente und das Fehlen einer Zentralinstanz. Bekannt geworden sind die Ethnografien über die Nuer und die Tallensi.

 

In seiner Arbeit "Regulierte Anarchie" greift Christian Sigrist das Thema der staatenlosen (akephalen) Gesellschaften auf und entwickelt die Theorie weiter.

 

Literatur

 

* Emile Durkheim: Über soziale Arbeitsteilung, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Frankfurt, 2004 (Original 1893)

* Christian Sigrist: Regulierte Anarchie, Europäische Verlagsanstalt, Hamburg, 1994 (Original 1967)

* Meyer Fortes und Edward Evans-Pritchard: African Political Systems, 1940

 

 

 

 

 

Rivers empfiehlt bzgl. Deszendenz genauer zu differenzieren:

- descent: benennt die Übertragung der Mitgliedschaft in einer sozialen Gruppe von einer Generation auf die Nächste.

- inheritance: Weitergabe von Besitz

- succession: Weitergabe von Rang und Ämtern

 

 

Sororat: Im Sororat iste eine Frau verpflichtet/hat das Recht den Witwer ihrer verstorbenen Schwester zu heiraten; bzw. der Witwer ist verpflichtet/hat das Recht die Schwester der verstorbenen Frau zu heiraten

 

 

unilineare (patrilinear, matrilinear) Deszendenz:

Regelung, dass Individuen zu Gruppen von Verwandten gerechnet werden, mitdenen sie über ihren Vater (patrilinear) oder ihrer Mutter (matrilinear) verbunden sind (Nur eine Linie wird für die Berechnung von Egos Abstammung als relevant angesehen. Aber: Sowohl Frauen als auch Männer gehören zur Deszendenzgruppe.

Die Mitgliedschaft kann aber in patrilinearen Systemen nur über Männer weitergegeben werden und umgekehrt.).

 

Segmentäre (Lineage) Theorie:

Beobachtete Tendenz (der Lineages/Klans) zur Verschachtelung. In

Krisensituationen gibt es Muster des gegenseitigen Bestehens, die nicht immer gleich sind. Oppositions- und Solidaritätsbeziehungen wechseln ständig (Prozess der Fission und Fusion). Führerschaft (v.a. längere) lässt sich nur schwer festigen, bzw. ist nur schwach ausgebildet (akephale/kopflose Gesellschaft). Starke Führer werden nicht unbedingt zugelassen. Theoretisch kommt jeder als Führer in Frage.

 

Nicht-Unilineare (kognatische) Deszendenz:

Unterscheidung zwischen bilateralen (kognatischen) und ambilinearen (optativen)Systemen. Bei beiden Formen entstehen nicht so klar abgegrenzte Gruppen wie bei unilinearen Deszendenzsystemen. (Kritik: Kognatisch = Bilateral aber auch Kognatisch = Nicht-Unilinear!). Man spricht von bilateral wenn weder die väterliche noch die mütterliche Linie eindeutig bevorzugt wird. Man führt sich auf beide zurück.

 

 

Sonderformen unilinearer Deszendenz:

 

bilineare (doppelte) Abstammung, engl. double descent

Sowohl patri-, wie auch matrilinear organisiert. Die Mitglieder handeln in einem Zusammenhang als Mitglieder der Patri- und in anderem Zusammenhang als Mitglieder der Matrilinie.

 

Complementary Filiation (Von Meyer Fortes geprägter Begriff):

In Gesellschaften mit unilinearen Deszendenzregeln anerkennen die

Gruppenmitglieder trotzdem Kinship-Links mit Verwandten, die nicht der eigenen Deszendenzgruppe angehören.

 

Unterschied zw. doppelter Deszendenz und Complementary Filiation:

Doppelte Deszendenz: Ego ist mit der Matrilinie der Mutter verbunden.

Complementary Filiation: Ego ist mit der Patrilinie der Mutter verbunden.

 

patrilateral:

alle Verwandte mit denen Ego durch den Vater verwandt, verbunden ist

 

matrilateral:

alle Verwandte mit denen Ego durch die Mutter verwandt, verbunden ist

 

Filiation: Eltern-Kind-Beziehung, stellt kleinste soziale Einheit dar (brit. Anthrop.) Achtung: In der franz. Anthropologie wird der Begriff filiation mit der Bedeutung Deszendenz verwendet.

 

Konsanguinität:

Blutsverwandtschaft, Blutsbande verbinden Personen;

 

konsanguine Verwandte:

Kind, Vater, Mutter. Wer als konsanguiner Verwandter verstanden wird, legt jede Gesellschaft für sich fest. Heute wird eher der Begriff relationship relatives verwendet.

 

 

family of orientation:

Orientierungsfamilie. Ego lernt hier seine/ihre Kultur und wird orientiert Richtung

Erwachsenenleben.

 

family of procreation:

Fortpflanzungsfamilie; Egos begründete Familie.

lineare und kollaterale Verwandte:

linear: direkte Vor- und Nachfahren einer gegebenen Person

in aufsteigender Generation: meine Mutter, Vater, Geschwister (Co-linear); stehen

Ego am nächsten, höchste Solidarität, Verantwortung

in absteigender Generation: meine Tochter, Sohn, deren Kinder

kollateral: die ganzen anderen, Geschwister der Vorfahren und deren Abkömmlinge;

Seitenverwandte

Kritik: Diese Art der Differenzierung ist nicht natürlich!

merging (Gleichsetzung):

wenn ein Terminus für mehrere gleich gilt, also wenn lineare und kollaterale

Verwandte einer Kinklasse zusammengefasst werden (etwa F=FB)

zusammenfassen von Verwandten unter einen Terminus zB Vater, VaterBruder

bifurcation (Gabelung):

liegt vor wenn Verwandte väterlicherseits und mütterlicherseits terminologisch

unterschieden werden; z.B. MB ist nicht gleich FB 􀃆 im Gegensatz zu unserem

Verwandtschaftssystem wo MB und FB als Onkel bezeichnet werden)

Klassifikationsschema nach Lowie:

Lineares System: Unterscheidung zwischen linearen und kollateralen Verwandten.

Generationales System: Lineare und kollaterale Verwandte werden nicht

unterschieden, nur Geschlecht und Generation spielen eine Rolle, d.h. nur ein

Terminus für alle Frauen in Egos Generation und nur einer in der ersten

aufsteigenden Generation.

Bifurcate Merging System: Unterscheidung zw. Parallel- und Kreuzverwandten und

gleichzeitig werden auf paternaler und maternaler Seite die

Parallelverwandten mit den linearen Verwandten gleichgesetzt.

Bifurcate Collateral System: Unterscheidung zw. patri- und matrilateralen

Verwandten und Differenzierung zw. linearen und kollateralen Verwandten

auf beiden Seiten.

Parallelverwandte/Kreuzverwandte:

Verwandte werden danach unterschieden ob sie von Geschwistern verschiedenen

Geschlechts (Kreuzverwandte) oder Geschwister gleichen Geschlechts

(Parallelverwandte) abstammen.

Die Differenzierung der kollateralen Verwandten in Kreuz- und Parallelverwandte

ist eines der Hauptkriterien bei der Typologisierung der verwandtschaftlichen

Systeme und auch wesentlich bei der Klassifikation der Heiratsform.

 

Genealogie:

Darstellung der Abstammung einer Person von einem oder mehreren Ahnen durch

die Aufzählung der zwischen Ego und diesem Ahnen liegenden Generationen.

Aufzeichnung, wie bst. Personen miteinander verbunden sind (kann auch fiktiv

sein).

Wichtiges Hilfsmittel für Ethnologen.

In Gesellschaften, wo Abstammung wichtig ist, sind sie das soziale Gedächtnis und

stellen den Handlungsramen dar, auch bzgl. Rechten (Erbe), Pflichten (Beistand)

oder sozialen Status.

Referenz- und Adresstermini:

Referenz: wenn jemand einen Verwandten gegenüber einer 3. Person bezeichnen will

(z.B.: mein Vater)

Adress: wenn jemand einen Verwandten direkt anspricht (z.B.: Papa)

structural amnesia:

Ausblendung gewisser Personen, vergessen bestimmter Vorfahren (auch

unabsichtlich). Faktoren: jung verstorben, wenig Nachkommen, geringe Teilnahme

am sozialen Leben etc.

Erhöhung: manche Personen werden erhöht dargestellt. Faktoren: Erreichen eines

hohen Alters, letzter Überlebender einer Generation, erfolgreiche Führerschaft im

Krieg, führende Rolle im zeremoniellen Bereich, Reichtum an Vieh etc.

Kindred:

Jene Gruppe mit der Ego durch Filiation verbunden ist (Ego-Fokus). Jedes

Individuum hat seine eigene Kindred, man gehört aber zu mehreren Kindreds. Für

Vollgeschwister ist die Kindred bis zu ihrer Heirat identisch. Egos Verwandte sind

teilbar in matri- und patrilaterale Verwandte (nicht zu verwechseln mit matri- und

patrilinear!). Egos Geschwister und Kinder sind hier ausgeklammert (bei

matri/patrilateralen Verwandten). Auf der Basis einer Kindred können nur für kurze

Zeiträume soziale Gruppen gebildet werden, da sie zwar emotional verbunden sind,

aber keine Verpflichtungen existieren.

Korporation, engl.: corporative group:

Gruppen von Personen, die gemeinsam agieren. Gemeinsame Identität, nach außen

geschlossene Einheit, Mitglieder haben gemeinsame Rechte und Pflichten, oft

gemeinsames Territorium (soziale Nähe und Interaktion sind wichtig für

Korporationen), gemeinsame Abstammung verstärkt diesen Zusammenhalt.

deskriptive und klassifikatorische Systeme – nach Morgan:

deskriptiv: lineare Verwandte werden von kollateralen Verwandten unterschieden

durch unterschiedliche Termini; eher in „zivilisierten“ Gesellschaften zu finden.

klassifikatorisch: keine Unterscheidung zwischen linear und kollateral; zB für Vater

und VaterBruder gibt es nur eine Bezeichnung; eher in „nichtzivilisierten“

Gesellschaften (große Zahl von genalogischen Positionen werden mit dem gleichen

Terminus belegt).

kleines Kinship-Lexikon

überarbeitet

homerovambo@gmx.at

Holy unterscheidet zw. Nature Kinship und Nurture Kinship:

Nature Kinship: ausgehend vom Zeugungsakt wird Verwandtschaft konstruiert

Nurture Kinship: betont z.B. Ernährung, gemeinsames Essen, gemeinsames

produzieren (z.B.: Milchverwandtschaft)

Diese Differenzierungen ist wichtig!

Genitor = biologischer Vater Genetrix = biologische Mutter

Pater = sozialer Vater Mater = soziale Mutter

Vir = Ehemann Uxor = Ehefrau

Warum? Z.B.: Frauenheiraten, neue Reproduktionstechniken, Leihmutter etc.

Lineage:

Abstammungsgruppe, die sich auf eine/n nachweisbare/n Ahnen/in zurückführt.

Gliederung der Lineage nach Meyer Fortes in:

Maximal Lineage: größte Segment innerhalb einer unilinearen Abstammungsgruppe,

die von einem Ahn abstammen.

Major Segment: nächstes kleineres Segment; alle weiteren kleineren Segmente

werden als Secondary S., Tertiary S. etc. bezeichnet.

Minimal Lineage: kleinstmögliche Einheit (Verbindung in Patrilinie zw. Va und So

und in Matrilinie zw. Mu und To).

Größe und Umfang der Max. Lineage, des Maj. Seg. Können von Gesellschaft zu

Gesellschaft variieren.

Klan:

der Nachweis der Vorfahren ist nicht so exakt wie bei einer Lineare ( gibt meist

Lücken), die Linie der Ahnen kann nicht genau verfolgt werden; auch Tiere, Pflanzen

oder mythische Wesen als Vorfahren möglich.

Sonderformen der unilinearen Deszendenzsysteme

doppelte Deszendenz: bei bestimmten Belangen geht Ego auf Vater und bei anderen

Belangen auf die Mutter zurück

parallele Abstammung: weibliches Ego führt sich auf weibliche Vorfahren zurück,

männliches Ego auf männliche Vorfahren

 

Wohnsitzregelung:

 

patrilokal: Kinder am Wohnort des Vaters

matrilokal: Kinder am Wohnort der Mutter

virilokal: Paar wohnt in der Gruppe des Ehemannes

uxorilokal: Paar wohnt in der Gruppe der Ehefrau

neolokal: wird der Wohnsitz unabhängig von der Verwandtschaft beider

Ehepartner gegründet.

avunkolokal: wenn Kinder von ihren Eltern zum Mutterbruder ziehen

ambilokal: vorwiegend bei Verwandtschaft des Ehemannes bzw. vorwiegen bei

Verwandtschaft der Ehefrau

Verschmelzungen zur genaueren Differenzierung möglich: Uxoripatrilokal (Paar

zieht zu Vater der Frau), Viripatrilokal (Paar zieht zu Vater des Mannes)

Das sind Idealformen, die in der Realität nicht immer befolgt werden.

 

Familienformen:

Kernfamilie: Ehepaar mit seinen Kindern

zusammengesetzte (extended) Familie - Erweiterung über Filiationsbeziehung (z.B.:

Eltern/Kinder/Großeltern in einem Haushalt).

erweiterte (joint) Familie - Erweiterung über die Geschwisterbeziehung, also

innerhalb der eigenen Generation (z.B.: Geschwister und deren Familien in eine

Haushalt).

 

Bride Wealth oder Brautpreis: Gruppe des Mannes muss Gruppe der Frau diesen

Bride Wealth übertragen, Entschädigung für die Arbeitskraft die mit der Frau

verloren geht und nicht Kaufpreis für Frau (Kompensationszahlung).

 

 

 

präferentielle Heiratsregeln: Empfehlung wer der ideale Heiratspartner ist (kein Muss)

 

präskriptive Heiratsregeln: schreibt genau vor wen man heiraten muss

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Traditionelle Themen der Kinship Studies und Ethnosoziologie:

Verwandtschaft, Deszendenz, Heirat, Verwandtschaftssysteme und –termini, Familie

und Haushalt, Sozialorganisation des Individuums, Rechtsvorstellungen, diverse

andere Formen der Sozialorganisation (z.B. Altersklassen, Kasten etc.), diverse

Formen politischer Organisationen (z.B. Horde, Stamm, Häuptlingstum, Big Man,

Staat).

Neuere Schwerpunkte:

Gender Beziehungen, ethnische Beziehungen, Nation Building, Fragen der sozialen

Reproduktion, Individuum und Gesellschaft, Identität der Person und der

Gesellschaft, sozialer Status, Staat und Gesellschaft etc.

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